Durch die Erfahrungen auf der Alpentour im Jeep wurde uns klar: wir wollen nen Wagen, in dem wir auch pennen können. Doch auch der sollte wieder als Alltagswagen dienen und Allrad haben. Zu dieser Zeit gab es bereits die ersten „Umweltzonen“, es musste also auch ein Wagen sein, mit dem wir noch ein paar Jahre hier fahren können.
Ein bezahlbares Zweipersonenfahrzeug mit Allrad, zum drin pennen mit alltagstauglichen Abmessungen? Da war die Auswahl nicht wirklich groß. Und so grübelte ich einige Zeit, ob es ein HZJ oder ein neuer Defender werden sollte. Nach Abwägung aller für mich relevanten Vor- und Nachteile, entschied ich mich für einen neuen 110er Station, der 2007 als TD4 neu rauskam und ab Werk ne grüne Plakette hatte.
Warum ein Station und kein Hardtop?
- Der Station hatte damals noch die versicherungstechnisch günstigere PKW-Zulassung.
- die hinteren Türen erleichtern den Zugriff aufs Gepäck und können als zusätzliche Ein- und Ausstiege dienen.
- Der Fußraum in der zweiten Sitzreihe ist gut nutzbarer Stauraum.
Nachteile gabs natürlich auch, wenn man eigentlich ein 2 Personenfahrzeug haben will: man kauft 5 Sitze, die man nicht braucht. Da muss man vor dem Umbau des Innenraumes erstmal alles rauswerfen.
Nun denn, noch im Jahr der Alpentour stand dann der Landy neben dem Jeep:
Der Landy passte serienmäßig noch haarscharf in die Garage…
Was dann im Laufe der Zeit mit dem Landy alles so passierte, ist ja hier im Blog ausreichend dokumentiert…
Im Gegensatz zum Jeep war für mich beim Landy von vorneherein klar: Keine Änderungen am Fahrwerk und keine fetten Räder!
Das Fahrverhalten im Landy war im alltagsbetrieb, im Vergleich zum TJ geradezu luxuriös! Plötzlich kam man auf Autobahnen Steigungen hoch, ohne langsamer zu werden, man konnte sogar mal 120km/h fahren und die Übersicht war auch ohne Höherlegung noch besser als vorher. Tja, es kommt immer darauf an, womit man den Landy vergleicht… 🙂
An die viel gescholtene, miserable Sitzposition haben wir uns schnell gewöhnt. Nach einigen Versuchen mit Recaro- und Scheelmannsitzen
Sitzschienenverlängerungen und allem was man so als Landyfahrer ausprobiert, um die Fahrt bequemer zu gestalten, sind wir letzten Endes wieder bei den originalen Sitzen ohne Sitzschienenverlängerung gelandet.
Wie war das Leben als Landyreisender?
Im Prinzip lief es da ähnlich, wie im Jeeplager. Auch für Landyfahrer gibt es natürlich Internetforen, die gar nicht so anders ticken. Man fährt auf Treffen, schaut sich Umbauten an, lernt ne Menge Leute kennen und fährt natürlich auch immer mal wieder in den Urlaub, um die neuesten Modifikationen auf Reisen zu testen. Auch hier war aller Anfang schwer. Naja, nicht schwer, aber schon auf der ersten Reise stellten wir fest, was an unserem Reisesetup was taugt und was nicht.
Der Plan war ja, jetzt endlich im Auto zu pennen und nicht mehr stundenlang ein Bodenzelt zusammenzupuzzeln. So könnten wir jetzt auch mal ne Reise machen, wo wir jeden Tag an nem anderen Ort sind und viel mehr vom Reiseland sehen. Völlig begeistert vom großen Laderaum des 110ers, vor allem, nachdem wir den Innenraum leergeräumt und ein ganz einfaches Bett eingebaut hatten,
kam natürlich das Unvermeidliche:
Shopping und das „wir haben ja Platz, das können wir auch noch mitnehmen“ Problem. Als es dann auf die erste Reise nach Norwegen ging, sah der Laderaum dann so aus:
Gerümpel ohne Ende… Wär ja blöd, wenn man was zu Hause vergisst, wo wir doch jetzt soviel Platz haben.
Ja, wir haben allen Ernstes auch nen gefüllten! Wasserkanister mit Elektrodusche mitgenommen! 🙂
Was wir zum Zeitpunkt der Abfahrt noch nicht so richtig bedacht hatten war der Aufwand, den wir jeden Tag treiben mussten, um auch mal irgendwann ins Bett zu kommen…
Das sah dann so aus:
- Heckzelt aus dem Laderaum nehmen und aufbauen.
- den kompletten Laderaum leer räumen und alles im Heckzelt verteilen.
- Isomatten aufblasen, Bettzeug rein.
Auch die Mückenabwehr war zu diesem Zeitpunkt noch besonders formvollendet…
So sah dann das erste Reisesetup mit dem Landy aus:
Die Idee war, direkt vom Schlafzimmer aus, trockenen Fußes in den Wohnraum zu gelangen.
Das hat zwar funktioniert, aber es dürfte klar sein, wie die Rundreise dann ablief… Jeden morgen musste das ganze Gerödel wieder abgebaut und eingepackt werden. Sehr schnell hatten wir raus, dass es schlau ist, erst nach dem Abbau duschen zu gehen…
Schon damals fing ich an, während der Reise ne Liste zu machen, was bis zur nächsten Reise alles anders werden muss. Klar war auf jeden Fall, dass wir nicht noch mal nen Urlaub machen wollten, wo wir immer nur für eine Nacht an einem Ort bleiben und mehr mit Auf- und Abbau beschäftigt sind, als mit Urlaub machen.
Abgesehen vom Vorsatz, bei der nächsten Reise mindestens 2 Nächte an einem Ort zu bleiben, musste auf jeden Fall weniger Gepäck mit und der Zugang zum Bett sollte sofort möglich sein.
Da traf es sich ganz gut, dass wir zu Hause umzogen und dann keine Garage mehr hatten, wo der Landy reinpasste. Endlich konnte ein Dachträger angeschafft werden, ohne den ein Landy ja ohnehin ziemlich nackt aussieht.
Ein paar Reisen später waren wir dann unterwegs, wie es sich für einen Landy gehört: mit jeder Menge Gerümpel auf dem Dach und mit Markise!
Das alte Heckzelt hatte sich inzwischen in seine Bestandteile aufgelöst und ein gebrauchtes Oztent RV2 war der neue Platzhalter auf dem Campingplatz.
Hier zeigte sich ein großer Vorteil des Defenders als Reisefahrzeug: es gibt Zubehör ohne Ende! Dachträger in allen Größen, Leitern zum raufklettern, Markisen zum drantackern und auch Lüftungsbleche für die Scheiben, damit man im Schlafzimmer ein wenig Luft bekommt.
Das Bild entstand auf der Schottlandreise, wo wir feststellten, was noch fehlt: eine Standheizung, um die klamme Hütte nach tagelangem Regen wieder zu trocknen.
Da half auch Lüften in den Regenpausen nicht mehr. Wenn das Bettzeug erstmal klamm ist, macht pennen im kalten Innenraum irgendwann keinen Spaß mehr.
Aber auch das ist im Landy ja kein Problem, für ne Luftstandheizung findet sich immer ein Platz.
Im Laufe der Zeit passten wir immer mehr Dinge unseren Reisegewohnheiten an und es wurde immer wohnlicher und praktischer. Am Ende landeten wir dort, wo eigentlich jeder mit seinem Landy landet, wenn der Wagen fürs Reisen genutzt wird: Beim Hubdach.
Lange war ich der Meinung, dass ich das nicht brauche, weil ich diese Kletterei im Auto unpraktisch finde. Aber aus diversen Gründen kam es dann doch und der Innenraum wurde noch mal gründlich von mir umgestaltet. Zuletzt sah es dann so aus:
Zwei Schubladen hinten für alles, wo man schnell dran will, Bett auf Fensterhöhe und Stauraum unterm Bett für Tisch und Stühle.
Wer sich nicht durch alle Artikel durchklicken will, findet hier alle Fotos aus allen Etappen.
Dummerweise wurde der Landy zum Landy, nachdem er nun nach knapp 8 Jahren eigentlich fertig war. Statt Geld für Zubehör auszugeben, musste immer mehr Geld in die Reparatur von Teilen gesteckt werden. Lange waren wir von den Klassikern wie etwa AGR-Ventil und Unterdruckpumpe verschont geblieben. Doch dann wurde die Halbwertzeit dieser Teile immer kürzer und auch einige nicht mehr so preiswerte Reparaturen wie etwa neue Einspritzdüsen wurden fällig. Das mag den selbstschraubenden Landyfahrer alles nicht erschüttern, aber ich stand am Ende vor jeder Reise vor der Frage: noch mal die Klassiker tauschen lassen oder hoffen, dass sie den Urlaub über halten? Also hab ich noch mal alles reparieren lassen und den Landy verkauft…
Mein Fazit zum Land Rover Defender als Reisefahrzeug:
Vorteile: Ich glaube kein anderes Auto lässt sich im Innenraum so einfach umbauen, wie der Landy. Für zwei Personen ist eigentlich genug Platz, auch wenn es beim „im Landy wohnen“ schon recht eng ist. Die Geländetauglichkeit ab Werk ist meiner Meinung nach zum reisen völlig ausreichend. Egal wo man ist, man kommt immer schnell mit Leuten ins Gespräch. Auch als Alltagsfahrzeug bin ich gut mit dem Landy klargekommen. Wenn gerade nix kaputt ist, ein wirkliches tolles Auto zum reisen!
Nachteile: Ich könnte jetzt eine ewig lange Liste mit all den Schrullen des Defenders runterbeten, aber die dürften ja allgemein bekannt sein. Der Wagen ist nichts für Leute, die ein Reisefahrzeug haben wollen, das einfach nur funktioniert. Man sollte Lust haben, kleine Macken selbst zu beheben, eine fähige Land Rover Werkstatt in seiner Nähe haben oder selbst das Schrauben lernen.
Für unsere Zwecke war der Defender ein tolles Reisefahrzeug.